Fairtrade ist mittlerweile jedem ein Begriff. Wir alle haben das markante blau-grüne Logo auf schwarzem Hintergrund bereits auf vielen Produkten in unterschiedlichen Supermärkten gesehen. In dem 30-jährigen Bestehen von Fairtrade hat sich eine beeindruckende Vielfalt von fair gehandelten Produkten entwickelt. Dazu gehören allen voran Kaffee, Bananen, Fruchtsaft und Kakao, aber auch Tee, Baumwolle, Reis, Honig, Zucker, Gewürze und Wein bis zu Rosen und Gold.

Ganz im Allgemeinen kennzeichnet das Fairtrade-Siegel Produkte oder Rohstoffe, die aus dem globalen Süden stammen und fair gehandelt werden. Was das genau bedeutet und wie fair Fairtrade wirklich ist, erläutern ausführlicher wir in diesem Beitrag.

Fairtrade: Idee – Bewegung – weltweiter Standard

➤ Ist Fairtrade wirklich fair?

➤ Was gibt es für Fairtrade-Standards?

➤ Wie Transparenz ist Fairtrade?

➤ Wirkt das Fairtrade-System?

➤ Die Fairtrade-Siegel

➤ Erfolgs-Garanten für fairen Handel

➤ Was ist Direct Trade?

➤ Unser Fazit zu Fairtrade

 

Fairtrade: Idee – Bewegung – weltweiter Standard

Fairer Handel ist keine neue Idee. Bereits seit den 1950er Jahren gibt es ein Streben nach mehr sozialer Gerechtigkeit für die Produzenten unserer exotischen Lebensmittel. So entstand die Fairhandelsbewegung, ein Zusammenschluss aus gemeinnützigen Importeuren, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Produzentengruppen, mit dem Ziel die Armut in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern zu bekämpfen.

Fotograf: Ilkay Karakurt

Geschichte des fairen Handels

1980 setzte dann die studentische Initiative Ökotopia aus Berlin Kreuzberg den Anfang in Sachen Fair Trade. Mit dem Leitmotiv, die Welt gerechter zu gestalten und fair mit Produzenten umzugehen, verkaufte sie den „Soli-Kaffee“ aus Nicaragua, auch bekannt als die „Sandino-Dröhnung“. Es wurde zum politischen Akt diesen bitteren, damals noch ziemlich schlecht gemachten, Kaffee von Kleinbauern aus Nicaragua zu trinken, um sich solidarisch mit der sandinistischen Revolution zu zeigen.

Das Umdenken war im vollen Gange. 1988 kreierte dann die niederländische NGO Solidaridad ein Siegel für Kaffee, das eine Garantie geben sollte, dass der Kaffee direkt von demokratisch formierten und fair bezahlten Kleinbauernorganisationen kommt. Der Preis, der hier an die Bauern bezahlt wurde, deckte deren gesamte Produktionskosten. Das erste Fair Trade Siegel war geboren. Mit dem ersten Fair Trade Siegel bot sich nun auch die Möglichkeit, mit konventionellen Akteuren im Handel zusammenzuarbeiten.

 

TransFair & Co. werden Fairtrade

Diese Idee fand großen Anklang und brachte den Stein ins Rollen. Es gründeten sich viele kleine Fair Trade Organisationen überall in Europa. Neben der niederländischen NGO gehörten auch Gruppen in Belgien, der Schweiz, Finnland, England und natürlich in Deutschland zu den Wichtigsten.

1991 gründete sich der Verein AG Kleinbauernkaffee e.V., der schon 1992 in TransFair e.V. umbenannt wurde. Der engagierte Gründer und Geschäftsführer, Dieter Overath, organisiert fortan die Gestaltung der Lizenzverträge und Kontrollentwicklung sowie des Logos. Wie auch die deutsche TransFair e.V., heute Fairtrade Deutschland, hatten alle wegbereitenden Fair Trade Organisationen individuelle Kampagnen und vergaben, unabhängig voneinander, eigene Siegel. Jedoch führte diese Fülle an Siegeln eher zu Verwirrung und Ratlosigkeit unter den Handels-Akteuren und Konsumenten – von einem strukturierten System und klarer Orientierung war man noch weit entfernt. Zudem stellten die Fair Trade Organisationen fest, dass sich ihre Arbeit doppelte.

So schlossen sich dann 1997 einige dieser Organisatoren zu Fairtrade International zusammen, einer weltweit zuständigen und effizienter arbeitenden Dachorganisation für Fair Trade. Die Ziele waren klar: Die Fairtrade-Standards für gerechtere Handelsbedingungen für Produzenten zu setzen und die Fairtrade Idee, Entwicklung und Umsetzung weiter vorantreiben. Das markante Fairtrade-Siegel, das heute eine Unmenge an Fairtrade-Produkten ziert, wurde dann 2002 entworfen und eingeführt.

Fotograf: Ilkay Karakurt

 

Niemand will Fairtrade-Produkte

Anfangs war das Misstrauen gegenüber Fairtrade-Produkten sehr hoch. Nach der „Sandino-Dröhnung“ dachte jeder, dass Fairtrade-Produkte von unzureichender Qualität seien. Eine gute Idee, aber schlecht gemacht. So bedurfte es einer Menge Überzeugungsarbeit, um den Händlern zu beweisen, dass Fairtrade keineswegs eine minderwertige Qualität bedeutet.

 

Fairtrade und die Kirche

Zu den vielen Organisationen und Gruppen aus den Bereichen Entwicklungsarbeit, Kirche und Verbraucherschutz, aus denen sich TransFair schließlich zusammensetzte, war vor allem die Kirche eine treibende Kraft in Sachen Bekanntmachung von Fair Trade. Mit der evangelischen und katholischen Frauenarbeit kam dem unbekannten TransFair e.V. eine große Unterstützung zugute. Als eine der Aktionen am Weltgebetstag der Frauen gingen die Damen in den benachbarten Supermarkt und haben im ganzen Land nach Fairtrade bzw. TransFair Produkten gefragt. Diese landesweite, große Nachfrage nach einem Produkt, das es noch gar nicht gab, hatte eine enorme Wirkung. Infolgedessen steigerte sich auch die Bereitschaft der Handelsketten, mit Fairtrade ins Geschäft zu kommen.

 

Die ersten Fairtrade Partner

Ein weiterer Vorreiter für gerechten und transparenten Handel, die GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt), unterzeichnete 1992 den ersten Lizenzvertrag bei TransFair. Coop Minden nimmt als erster Supermarkt Kaffee mit dem TransFair Siegel ins Sortiment und REWE steigt als erste bundesweite Handelskette ins Fairtrade Geschehen ein.

Fotograf: Didier Gentilhomme

Ist Fairtrade wirklich fair?

Fairtrade steht im Allgemeinen für Waren, die unter gerechten Bedingungen gehandelt werden und aus dem globalen Süden stammen. Das Fairtrade-Siegel gewährleistet ein Produkt, das fair gehandelt und produziert worden ist. Fairtrade ist eine unabhängige Initiative, die Gütesiegel vergibt. Da Fairtrade nicht selbst mit Produkten handelt, steht das Interesse der Profitsteigerung hintenan. Alle Unternehmen, die sich per Lizenzvertrag verpflichten das Siegel auf ihre Produkte zu bringen, müssen die Fairtrade-Standards einhalten und kontrollieren lassen.

Fairtrade-Standards für mehr Stabilität und Gerechtigkeit

Die Fairtrade-Standards setzen sich aus drei Komponenten zusammen: Ganz im Sinne des Nachhaltigkeitsdreiecks greifen soziale, ökologische und wirtschaftliche Bereiche ineinander. Die sozialen Fairtrade-Standards beinhalten die Stärkung der Kleinbauernfamilien in stabilen Strukturen, den sogenannten Kooperativen, geregelte Arbeitsbedingungen durch Verträge und Arbeitnehmerschutz. Ganz vehement geht Fairtrade auch gegen Kinderarbeit und andere ausbeuterische Zwangsarbeit vor.

Der faire Handel kämpft gegen Kinderarbeit auf Kosten von Bildungschancen. | Fotograf: Nabil Zorkot

Der Zusammenschluss der Kleinbauernfamilien in demokratisch organisierten Kooperativen hat mehrere Vorteile. Zum einen gibt diese „Verteilung auf mehrere Schultern“ mehr Halt und Struktur, um nachhaltiger, effizienter und produktiver zu arbeiten und zukunftsorientierter zu planen sowie ihre Infrastruktur zu verbessern, um so langfristig eine bessere Position am Weltmarkt zu erreichen. Zum anderen profitieren die Kleinbauern vom Informationsaustausch untereinander und gegenseitiger Hilfe.

Die ökologischen Fairtrade-Standards setzen sich zusammen aus dem Verbot gefährlicher Pestizide, einem umweltschonenden Anbau mit Fokus auf den Schutz der natürlichen Ressourcen, wie eine sinnvollere und effiziente Verwendung von Wasser und die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Zudem darf kein gentechnisch verändertes Saatgut verwendet werden und durch den Bio-Aufschlag soll der Bio-Anbau stetig weiter gefördert werden. Eine durchweg nachhaltige Komponente der Fairtrade-Standards, bei der der Mensch und die Natur im Mittelpunkt stehen.

Fotograf: Nabil Zorkot

Faire Löhne durch den Fairtrade-Mindestpreis

Die ökonomischen Fairtrade-Standards stellen Anforderungen an die Händler und Hersteller dar. Allen voran steht der kostendeckende Mindestpreis. Besonders in Zeiten niedriger Weltmarktpreise dient er als Sicherheitsnetz für die Bauern. Denn der Fairtrade-Mindestpreis deckt die Kosten einer nachhaltigen Produktion ab und schützt die Produzenten gegen die schwankenden Weltmarktpreise. Sollte der Weltmarktpreis höher liegen als der Fairtrade-Mindestpreis wird natürlich der höhere Weltmarktpreis gezahlt. Darüber hinaus bekommen die Kleinbauern eine Fairtrade-Prämie und für Bio-Produkte eine erhöhte Bio-Prämie.

Die Fairtrade-Prämie ist, wie der Fairtrade-Mindestpreis, pro Maßeinheit – bei fairem Kakao ist es eine Tonne (mt) – festgelegt und kann stets unter www.fairtrade.net/standard/minimum-price-info eingesehen werden. Wofür die Fairtrade-Prämie eingesetzt wird, entscheiden die Kooperativen und die Beschäftigten auf Plantagen in einem gemeinsamen demokratischen Prozess. Dies sind zumeist gemeinschaftliche Projekte, die allen zugutekommen, wie der Bau eines Brunnens, die Errichtung oder Sanierung der Dorfschule und die Anschaffung einer neuen Arbeitsausrüstung oder Maschine.

 

Preisfindung am Runden Tisch

Sowohl der Fairtrade-Mindestpreis als auch die Fairtrade-Prämie werden in einem systemweiten, gleichberechtigten Konsultationsprozess festgelegt, in regelmäßigen Abständen durchgeführt von der Standards and Pricing Unit von Fairtrade International. Diese Preisfindung-Prozesse finden in Rücksprache mit den Produzentenorganisationen und Händlern statt, jeweils unter der Berücksichtigung des Produktes und der individuellen Marktsituation des Landes. Die Standards and Pricing Unit analysiert die Ergebnisse dieser Konferenzen und legt die daraus resultierenden neuen Vorschläge für Fairtrade-Mindestpreise und -Prämien dem Standard-Komitee zur Abstimmung vor. Dieses besteht aus Vertretern der Kooperativen, Nationalen Fairtrade-Organisationen und zertifizierten Handelsorganisationen.

Wie finanziert sich Fairtrade Deutschland?

Der gemeinnützige Verein Fairtrade Deutschland e.V., unterstützt von renommierten Institutionen aus den Bereichen Entwicklungspolitik, Kirche, Verbraucherschutz, Frauen, Bildung und Soziales, verfolgt keine Gewinnabsichten. Fairtrade Deutschland e.V. finanziert sich vorwiegend durch Einnahmen aus den Lizenzgebühren für das Fairtrade-Siegel, die von den Lizenznehmern, Groß- und Einzelhändler, Hersteller und anderen (Lebensmittel) Unternehmen, an den Verein gezahlt werden. Diese Einnahmen decken den größten Teil der anfallenden Kosten. Auch Mitgliedsbeiträge tragen zur Finanzierung bei. Sämtliche Einnahmen werden zeitnah gemäß der Vereins-Satzung verwendet, um den fairen Handel, Entwicklungshilfe und Entwicklungszusammenarbeit zu fördern.

 

Nice to know: Wir zahlen nicht den Fairtrade-Preis

Der Fairtrade-Mindestpreis und die Fairtrade-Prämie sind nicht Teil des End-Handelspreises, den wir als Verbraucher im Laden bezahlen. Die festgelegten Fairtrade-Preise gelten nur für den Verkauf der Waren und Rohstoffe von den Produzenten an das nächste Glied in der Handelskette, üblicherweise der Exporteur oder Importeur. Die Endpreis-Gestaltung für ein Fairtrade-Produkt bestimmt der Einzelhandel. 

Mehr Transparenz mit Fairtrade

Neben der fairen Bezahlung für die Produzenten legen die Fairtrade-Standards den Fokus auch auf Handels-Transparenz und die nahtlose Rückverfolgbarkeit der Waren. So müssen stets lückenlose Nachweise über Waren- und Geldfluss vorliegen, die Handelsbeziehungen transparent gemacht und Richtlinien zur Verwendung des Fairtrade-Siegels eingehalten werden. Zudem besteht die Möglichkeit zu Krediten und Vorfinanzierungen für die Produzenten.

Fotograf: Miriam Ersch

Bei einigen Produkten, die zu 100% Fairtrade zertifiziert sind, ist mittlerweile ein siebenstelliger FAIRTRADE-Code auf der Verpackungsrückseite zu finden. Wenn man diesen Code auf der Fairtrade-Startseite unter www.fairtrade-deutschland.de eingibt, sieht man genau, woher beispielsweise der Kaffee kommt, welche Kooperativen und Organisationen dahinterstehen und es gibt weitere Informationen zum Hersteller. Mehr Transparenz ist kaum möglich.

 

Fairtrade-Mengenausgleich: Blöd für die Konsumenten, aber gut für die Schwächsten

Fairtrade-Produkte mit nur einer Zutat, wie ganze Früchte, werden komplett fair gehandelt und sind physisch zu 100% rückverfolgbar. Diese sogenannten Monoprodukte mit Fairtrade-Siegel stammen 1:1 von den Fairtrade Produzenten. Bei Mischprodukten, wie Schokolade, Keksen, Eiscreme oder Müsli sind teilweise Zutaten enthalten, die nicht Fairtrade zertifiziert sind. Dazu gehören unter anderen Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee. Aus logistischen Gründen ist eine Trennung von „nicht Fairtrade“-Rohstoffen während der Weiterverarbeitung nicht möglich. Damit aber auch die kleinsten Produzenten vom Fairtrade-System profitieren können, gibt es den sogenannten Mengenausgleich.

Beim Fairtrade-Mengenausgleich sind konventionelle und fair produzierte Rohstoffe in der Verarbeitung vermischt worden und es befindet sich nur ein Teil der Fairtrade-Produkte in der Verpackung. Auf diese Weise können Fairtrade-Kooperativen und die kleinsten Produzenten, die keine eigene Weiterarbeitungsanlage zur Verfügung haben, zum Beispiel für Orangensaft, ebenfalls von den Fairtrade-Vorteilen profitieren.

Würde Fairtrade an dieser Stelle auf die physische Rückverfolgbarkeit jeder einzelnen Fairtrade-Orange bestehen, müsste die externe Verarbeitungsstelle den Betrieb anhalten, damit nur die Fairtrade-Orangen zu Saft verarbeitet werden. Das wäre jedoch wesentlich teurer und auch nur bei großen Mengen möglich. Aus diesem Grund erlaubt Fairtrade hier den Mengenausgleich. Die kleinen Produzenten können ihre Fairtrade-Ware in die laufende Verarbeitung einspeisen. Dabei kommt es zu der Vermischung von Fairtrade-Waren und konventionellen Produkten.

Der Mengenausgleich ist laut der Fairtrade-Website eine „entwicklungspolitische Notwendigkeit“ damit auch die kleinsten und schwächsten Produzenten am Fairtrade-System teilnehmen können. Jedoch ist festgehalten, dass der Anteil der fair produzierten Rohstoffe mindestens 20% im Endprodukt enthalten muss. Auf den Mengenausgleich wird auf dem entsprechenden Fairtrade-Siegel mit Pfeil hingewiesen.

Das Fairtrade-System wirkt: Faire Schokolade ohne Kinderarbeit

Mit Kritik sind wir Deutschen ja immer schnell, aber Fairtrade-Kritik sollte sorgsam überlegt sein. Denn Fairtrade wirkt. In den über 30 Jahren seines Bestehens hat Fairtrade wie kein anderer ein Bewusstsein für fairen Handel in der Gesellschaft gefördert und gefestigt und den Handel mit dem globalen Süden im Sinne der Produzenten signifikant verbessert.

Fairtrade wirkt in dreierlei Hinsicht:

Zum einen sind die Einkommen der Bauern, über alle Produkt-Bereiche betrachtet, stabiler als je zuvor. In der Regel bedeutet das auch, dass sie einen besseren Zugang zu Krediten haben und so langfristig in ihre Produktivitätssteigerung investieren können. Dadurch, dass die Bauern nun höhere Löhne beziehen, die dabei helfen, die Existenz der Familie zu stabilisieren und ihre Kinder zur Schule schicken zu können, hat sich auch die Kinderarbeit enorm verringert. Auf diesem Gebiet betrachtet erfüllt Fairtrade seine Ziele – laut einigen Meta-Studien. Einzusehen unter Studien: Fairtrade Deutschland (fairtrade-deutschland.de).

Fotograf: Eric St-Pierre

Zum zweiten hat sich die Ernährung und die Gesundheitsversorgung in fast allen Kooperativen / Genossenschaften in den Bauernfamilien verbessert. Dies zeigt, dass ein Weg aus der Armut möglich ist.

Zum dritten ermöglicht die Teilnahme in gemeinschaftlichen Fairtrade-Organisationen und Kooperativen einen schonenderen Umgang mit den Ressourcen. Die Fruchtbarkeit der Böden kann erhalten werden und es findet ein besserer, sinnvollerer Umgang mit Wasser statt. Einige wichtige umweltbezogene Zielen, die auch erreicht wurden und weiterverfolgt werden.

 

Nice to know: Nachhaltigkeitsdreieck – Ökologie – Ökonomie – Soziales

Das Dreieck der Nachhaltigkeit ist ein Theorie-Modell, das abbildet, welche Dimensionen nach der wissenschaftlichen Idee von Nachhaltigkeit miteinander vereint werden müssen, um die Ziele zu erreichen. Denn um wirklich nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, müssen verschiedene Perspektiven betrachtet werden. Die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales sind ineinander verzahnt und müssen stets zu gleichen Teilen berücksichtigt werden.

Fairtrade-Siegel: für Klarheit beim Einkaufen

Das Fairtrade-Siegel auf Produkten im Einzelhandel sagt aus, dass die Ware aus dem fairen Handel stammt und bei deren Produktion die festgelegten sozialen, ökologischen und ökonomischen Fairtrade-Kriterien eingehalten werden. Dabei wird mittlerweile zwischen drei unterschiedlichen Fairtrade-Siegeln differenziert.

Fairtrade-Produkt-Siegel:

Seit 2020 kennzeichnet das erste Fairtrade-Produktsiegel mit dem bekannten blau-grünen Logo auf schwarzem Grund Produkte, bei denen alle Zutaten zu 100% unter Fairtrade-Bedingungen gehandelt und komplett physisch rückverfolgbar sind.

Das zweite Fairtrade-Siegel markiert ein sogenanntes Mischprodukt. Hier ist das klassische Fairtrade-Siegel mit einem schwarzen Pfeil ergänzt, der auf der Rückseite auf weitere Informationen zum Fairtrade-Anteil im Bezug auf den früher genannten „Mengenausgleich“ hinweist.

Fairtrade-Rohstoff-Siegel:

Neben den Fairtrade-Produkt-Siegeln gibt es die Fairtrade-Rohstoff-Siegel. Das Siegel mit dem Fairtrade-Logo auf weißem Hintergrund steht für eine einzelne fair gehandelte Zutat in einem zusammengesetzten Produkt, diese Zutat wird entsprechend auf dem Fairtrade-Siegel benannt. Das Fairtrade-Rohstoff-Siegel beinhaltet alle Rohstoffe, für die es Fairtrade-Standards gibt, mit Ausnahme von Bananen. Sofern eine Zutat mit Mengenausgleich eingesetzt wird, ist das Fairtrade-Rohstoff-Siegel mit einem Pfeil gekennzeichnet. Der Pfeil weist darauf hin, dass es sich um ein Mischprodukt mit Mengenausgleich handelt.

 

Nice to know: Grün, grün, grün sind alle meine Siegel

Die Begriffe „bio“ und „öko“ sind in der EU nur rechtlich geschützt, wenn es sich um landwirtschaftliche Erzeugnisse handelt. Die Bezeichnung „fair“ hingegen ist rechtlich nicht geschützt und so kommt es, dass einige Firmen mit eigenen „ungeprüften“ Siegeln und Zeichen Greenwashing betreiben. Beim Greenwashing verpassen sich Unternehmen mitunter einen „grünen Deckmantel“, indem sie sich verantwortungsbewusster und umweltfreundlicher darstellen als sie sind.

 

Fair Trade Siegel – Diesen Zeichen können wir vertrauen

Neben dem überall bekannten, zuvor beschriebenem Fairtrade- Siegel, gibt es noch eine Reihe anderer Fair Trade Siegel (man achte hier auf die Schreibweise), die fair gehandelte Produkte und Rohstoffe kennzeichnen und auf die wir uns verlassen können. Hier einige Beispiele an verlässlichen Fair Trade Siegeln.

  • GEPA – Die GEPA steht mit ihrem Namen dafür ein, dass die Kriterien des Fairen Handels eingehalten werden. Fairer Handel ist der zentrale Unternehmenszweck, die GEPA-Gesellschafter sind, ähnlich wie bei Fairtrade, kirchliche Entwicklungsorganisationen und Jugendverbände. Das GEPA-Siegel garantiert, dass Gewinne ausschließlich für die Ziele des Fairen Handels verwendet werden. Zudem ist die GEPA der älteste Lizenz-Vertragspartner von Fairtrade.
  • WFTO – Produkte mit dem WFTO-Siegel besagen, dass der Hersteller Teil der WFTO (World Fair Trade Organization) ist oder nach dem sogenannten WFTO-Garantie-System die Grundsätze des fairen Handels, der WFTO, erfüllt – sowohl innerhalb der eigenen Organisation oder Firma als auch nach außen zu Handelspartnern. Im Unterschied zu einem Produktsiegel handelt es sich hierbei um ein Organisationszeichen, welches zusätzlich auch auf Produkten genutzt werden kann.
  • Naturland Fair – Fair gehandelte Bio-Produkte: Bei Naturland arbeiten Bauern und -Verarbeiter nach höchsten ökologischen Standards, die strenger sind, als die gesetzlichen Anforderungen der EU-Öko-Verordnung. Das Naturland Fair Zeichen auf der Verpackung eines Produkts belegt, dass ein Produkt nach den ökologischen Kriterien von Naturland angebaut und verarbeitet wurde, und außerdem fair gehandelt ist. Voraussetzung für die Fair-Zertifizierung ist eine gültige Naturland-Öko-Zertifizierung.

 

Unternehmen, die diese Fair Trade Siegel auf ihren Produkten abbilden, müssen – wie Fairtrade auch – von Mitgliedern der WFTO oder des Weltladen Dachverbands als Lieferant oder Importeur anerkannt sein.

 

Nice to know: Weltläden – Fair Trade soweit das Auge reicht

Weltläden gibt es seit Anfang der 1970er Jahre. Sie verstehen sich als Fachgeschäfte des Fairen Handels und haben das vielfältigste Angebot an an fair gehandelten Produkten. Die Waren kommen ausschließlich von Fair-Handels-Unternehmen, die vom Weltladen-Dachverband auf die Einhaltung eigener Fair-Handels-Kriterien überprüft wurden. Auf den Produkten in Weltläden sind meist keine Siegel abgebildet. Das ist auch nicht nötig, da hier alle Waren fair gehandelt sind.

 

Beyond Fairtrade mit Paccari

PACCARI setzt auf Direct Trade und langjährige, enge Beziehungen zu Kakaobauern und landwirtschaftlichen Kooperativen, um deren Lebensbedingungen zu verbessern. Als Teil der WFTO und B Corp-zertifiziert balancieren sie Gewinn und positive Wirkung. Sie nutzen die Edelkakaosorte Arriba Nacional aus Ecuador und arbeiten mit über 4.000 Familienbetrieben in Kooperativen zusammen, die Kakao aus traditionellen Provinzen liefern. Diese Beziehungen ermöglichen es den Kleinbauern, direkt zu profitieren, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und gemeinnützige Projekte umzusetzen. PACCARI produziert nach biodynamischen Maßstäben und bleibt unabhängig vom Weltmarkt.


Fair Trade: Erfolgs-Garanten für fairen Handel

Zukunftsfähige und nachhaltige Waren, ein gefestigtes Einkommen und bessere Lebensumstände für die Produzenten erreichen wir durch bestimmte Punkte, die langfristig auf beiden Seiten des Handels zu Erfolg führen. Zum einen dienen die Fairtrade-Mindestpreise als Sicherheitsnetz für die Bauernfamilien, wenn die Weltmarktpreise mal wieder besonders niedrig ausfallen. In den Fairtrade-Kooperativen und Produzentenorganisationen muss der Mindestpreis oder der höhere Marktpreis als Lohn für die Bauern in einem individuellen Vertrag festgehalten sein.

Zum anderen fördern starke Partnerschaften mit langfristigen Verträgen zwischen Produzenten, Händlern und Herstellern sowohl das Vertrauen als auch die Planungssicherheit und somit das zukunftsorientierte Arbeiten.


Direct Trade – Direkter, fairer Handel ohne Einbußen

Das, was sich als wirkungsvolle Methode herauskristallisiert hat und den langfristigen Erfolg beim Fair Trade ausmacht, ist bei Direct Trade längst gegeben. Mehr noch, bei Direct Trade sind solche vertrauensvollen und langfristigen Verbindungen die wichtigste Grundlage. Zudem erhalten die Bauern den vollen Betrag für ihre Waren und Rohstoffe, die ohne Zwischenhändler, direkt von den Herstellern abgenommen werden. Die kleineren Schokoladenhersteller beispielsweise zahlen dafür beim Direct Trade häufig wesentlich mehr als den Weltmarkt- oder Fairtrade-Mindestpreis. Als dritten, keinesfalls zu verachtenden, Punkt wird durch die direkte Abnahme in kleineren Mengen eine höhere Qualität garantiert und die Kakao-Herkunft und Sorte lässt sich leichter spezifizieren. Gerade für Single Origin Kakao und -Schokoladen ist Direct Trade von einzelnen Farmen mitunter unerlässlich. Ein weiterer Vorteil: Bei Direct Trade, vor allem mit Mono-Rohstoffen, gibt es keinen Mengenausgleich.

 

Marou – Direct Trade mit vietnamesischem Kakao

Die Schokoladenhersteller von Marou – Samuel Maruta und Vincent Mourou – sind zwei Franzosen, die nach Vietnam ausgewandert sind und sich ihrer gemeinsamen Leidenschaft, dem Kakao, widmen seit sie sich im vietnamesischen Dschungel zufällig getroffen haben. Jede Schokolade von Marou erzählt eine Geschmacks-Geschichte ihres einzigartigen Terroirs der verschiedenen Regionen Vietnams. Gewandet in landestypischem Verpackungspapier bekommt jede Tafel ihr eigenes Design. Mit viel Leidenschaft arbeiten Marou das natürliche, charakteristische Aroma aus jeder Kakaobohne heraus. Für die Single-Origin-Tafeln werden ausschließlich Kakao und Rohrzucker aus Vietnam verwendet. Die Rohstoffe werden via Direct Trade, unabhängig vom Weltmarkt, unmittelbar von den Bauernfamilien bezogen. Jeder Sack Kakao wird akribisch getestet, damit sichergestellt werden, dass die hohen Standards von Marou in der Schokoladenherstellung aufrechterhalten werden. Frei von Soja und Nüssen ist die Schokolade ebenfalls perfekt für Allergiker.


Fazit: Fairtrade ist gut, Direct Trade ist besser

Fairtrade hat das Bewusstsein für fairen Handel in unserer Gesellschaft geprägt wie kein anderer. Die gesetzten Ziele, und zwar die Produzenten unabhängiger zu machen und sie zu mehr Selbstständigkeit zu befähigen, wurden bereits in einigen Bereichen erfolgreich umgesetzt. Hinter Fairtrade stehen viele verschiedene Organisationen. Die Dachorganisation Fairtrade International besteht aus 28 Mitgliedern: 25 nationale Fairtrade-Organisationen (NFO) und drei Produzentennetzwerke. Die Einhaltung der Standards wird von FLOCERT, einem international anerkannten Spezialisten für Zertifizierung, überprüft.

Ohne jemals wirklich Werbung gemacht zu haben, hat Fairtrade einen bemerkenswerten Einfluss auf den gesamten Europäischen Markt erlangt und den fairen Handel, vor allem im Bezug auf die industrielle Herstellung, revolutioniert.

Direct Trade hingegen hat ein paar nicht von der Hand zu weisende Vorteile, vor allem im Bereich Kakao. Denn der Direct Trade Kakao wird direkt von den Bauern bezogen, was automatisch ein höheres Einkommen für die Bauernfamilien bedeutet, da keine Zwischenhändler bezahlt werden müssen. Direct Trade in so großen Mengen anzubieten, wie für die industrielle Herstellung benötigt wird, ist jedoch eher schwer zu realisieren. Dennoch, für hohe Qualität und noch gerechtere Bezahlung der Bauern sollten wir Direct Trade Produkte, soweit möglich, stets bevorzugen.

 

Quellen:

https://www.fairtrade-deutschland.de/

Planet Wissen – Reportage „Wie fair ist Fairtrade?“ https://www.youtube.com/watch?v=_Kui9P8JQEU

https://www.fairtrade-deutschland.de/aktiv-werden/aktuelle-aktionen/30-jahre/zeitleiste-30-momente

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/wirtschaft/fairer_handel/

https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/fair-trade/fairtrade-wann-sind-schokolade-kaffee-zucker-co-wirklich-fair

https://www.happycoffee.org/blogs/faire-welt/fairtrade-kritik/

https://www.gepa.de/gepa/mission/siegel-zertifikate.html