Auf der letztjährigen Sommertour des Clubs der Confiserien e.V. sollten die 45 Teilnehmer, darunter auch unsere Kerstin, erfahren wie es ist, die eigene Marke erlebbar zu machen. Dafür ging es in die schöne Steiermark. Rund um die berühmte Riegersburg gibt es zahlreiche Genussmanufakturen zu entdecken. Entlang der B66, oder auch der „Steierischen Route 66“ reihen sich einige Manufakturen und Weingüter aneinander.

 

 

Die in früheren Zeiten eher bäuerlich geprägte Steiermark im Südosten Österreichs hat sich zur reinsten Genuss-Region gemausert – und das marketingwirksam. Hier wird Genuss in vielen verschiedenen Formen dargestellt. Das Zugpferd ist dabei unverkennbar die riesige Zotter Erlebniswelt.

Doch bevor wir diese ganz spezielle Welt von Josef Zotter besuchen, geht es für uns zu Gölles Manufaktur für Essig und Obstbrände sowie in das „House of Whiskey, Gin & Rum“. Die Darstellung zielt sehr auf Gefühlsvermittlung ab. Das Design und die Aufmachung leiten sich von Hochgefühlen ab. So kommt einem auch die Treppe und der Eingang der Gölles Manufaktur wie die Treppe zum Himmel und das Tor zu einer anderen Welt vor.

 

 

Unser Besuch in der Gölles Manufaktur

 

 

Als Besucher der Gölles Manufaktur in Riegersburg taucht man direkt in die Welt von edlen Essigen und Bränden ein. Schon beim Betreten des größten Essigfasskellers Österreichs wird die besondere Atmosphäre spürbar. Die Verkostung verschiedener Essige im Sinnestunnel ist ein echtes Highlight, bei dem die Geschmacksnerven herausgefordert werden. Besonders faszinierend ist der Einblick in die Schnapsbrennerei, wo die kupfernen Brennkessel und die alten Eichenfässer die lange Tradition spürbar machen. Der Rundgang ist interaktiv gestaltet und macht es leicht, die Herstellung der Produkte auf spielerische Weise zu entdecken. Bei dem Besuch des „House of Whiskey, Gin & Rum“ verkosteten wir Spezialitäten wie den Pflaumen-Gin, der aus einem Fass kam, indem vorher ein Whiskey mit Pflaumen gereift war und somit sehr schöne, aber starke Aromen ausgebildet hatte.

Das Erleben der Marke nahm hier einen gelungenen Start. Durch köstliche Gerüche und interessante Geräusche wurde die Wahrnehmung geschickt dahin gelenkt, wo man sie haben wollte. Ein glücklicher Zufall war, dass in dem Moment unseres Ankommens eine Obstschale mit frisch angelieferten Marillen bereitgestellt wurde. Die Früchte waren kurz vorher geerntet worden und schmeckten so saftig und lecker. Die gleichen Marillen aus der Region wurden verwendet, um Likör, Obstbrand und Essig von sehr hoher Qualität herzustellen – das schmeckte man schon bei den Früchten.

 

Das große Highlight: Die Zotter Erlebniswelt

 

 

Am nächsten Tag ging es dann in die Zotter Erlebniswelt. Dort wurden wir von Josef Zotter und seiner Tochter Julia Zotter persönlich begrüßt. Die beiden nahmen sich die Zeit, uns alles zu zeigen. So erhielten wir wirklich tiefe Einblicke und hatten einen sehr interessanten Austausch über alle möglichen Themen. Wir lernten Josef Zotter als experimentierfreudigen Visionär der Schokoladenwelt kennen, der auch gerne bereit ist über Konventionen hinauszugehen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist eine seiner neuesten Kreationen, die Nuss-Schnecke. Hierbei handelt es sich um eine Weinbergschnecke, die in Rot- und Portwein gekocht wurde, geviertelt und anschließend mit Nussnougat als Praline vollendet wird. Zum Zeitpunkt des Besuchs hatte Zotter etwa 600 Schokoladenkreationen im Portfolio – im Jahr kommen etwa 60-80 Neuentwicklungen dazu. Von dem gesamten Sortiment werden jedoch zugleich regelmäßig diverse Schokoladensorten auf dem Ideenfriedhof wieder beerdigt. Josef Zotter ist nicht nur mit Schokoladen, sondern auch mit Namen extrem kreativ und seine Tochter Julia ein tolles Abbild. Neben Julia ist auch ihr Bruder Michael voll im Unternehmen integriert.

Der österreichische Chocolatier und Gründer der Zotter Schokoladen Manufaktur, Josef Zotter, wurde 1961 in Feldbach, Steiermark, geboren. Er begann seine Karriere als Koch und Konditormeister, bevor er 1987 mit seiner Frau Ulrike eine Konditorei in Graz eröffnete. 1992 erfand er die handgeschöpfte Schokolade und entschied 1999, sich ganz auf Schokolade zu konzentrieren. Zotter gilt als Pionier für Bio- und Fairtrade-Schokolade. Mit seiner „Bean-to-Bar“-Produktion setzt er auf Nachhaltigkeit und Transparenz. Heute produziert er kaum zählbare Schokoladensorten und führt ein energieautarkes Unternehmen mit rund 240 Mitarbeitern in Riegersburg. Bereits als Konditor war er seiner Zeit voraus und auch heute noch begeistert mit einer Innovation nach der anderen – und das alles in Bio-Qualität, das ist schon sehr beeindruckend.

Josef Zotter merkt man seine Liebe zur Schokolade und die Leidenschaft mit der er seiner Berufung nachgeht auch deutlich an. So vertritt er die Firma, seine eigene Welt, auch stets mit seiner ganzen, bunten Persönlichkeit nach außen.

 

Bei Zotter kann man wirklich etwas erleben

Auf einer Fläche von 8500 Quadratmetern taucht der Besucher hier in die Zotter-Philosophie ein und kann nicht nur einen Blick in die Produktion werfen, sondern ebenfalls durch die Bio-Erlebnis-Landwirtschaft mit Essbarem Tiergarten und den Kunstpark schlendern.

Der Rundgang beginnt im „Schokoladen-Theater“ mit einem Einblick in die Herkunft der Kakaobohnen, die ausschließlich aus biologischem Anbau und fairem Handel stammen. Dabei wird auf die nachhaltige und ethische Produktion besonders Wert gelegt. Hier konnte man live bei der Schokoladenherstellung dabei sein. Natürlich ist das für uns keine neue Erkenntnis, jedoch beeindruckten mich in der anschließenden Produktion, die über drei Etagen geht, die schieren Mengen an Rohstoffen. Es gab einen riesengroßen Tank mit Kakaobutter, über 1000 Zutaten zum Veredeln der Schokoladen und der Röster kann 300 kg Kakaobohnen in einer Stunde rösten. Bei ca. 300, teilweise sehr kreativ in Szene gesetzten, Verkostungsstationen konnten wir seine sämtlichen Meisterwerke und Klassiker probieren.

Während des Rundgangs durch die Produktion hatten wir auch die Möglichkeit ganz frische Trinitario-Kakaobohnen aus Tansania, die direkt aus der Röstung kamen, zu probieren und Kakaonibs zu naschen. Die gesamte Führung durch die Produktion und einen Teil des Lagers dauerte etwa zwei Stunden.

Den Abschluss machte der Besuch des Kakaokinos. Dort konnte die Gruppe die Familie Zotter auf ihren Reisen zu den Kakaoplantagen begleiten. Denn die Zotters reisen oft in die Anbaugebiete, um die Kakaobauern der Partner-Plantagen zu treffen und diese Reisen werden in spannenden Filmen festgehalten.

Der Rundgang endete im Zotter Bio-Shop, wo viele Teilnehmer einige der ausgefallenen Schokoladen, die wir während der Tour kosten konnten, mit nach Hause nahmen, um diese dort mit ihren Lieben zu teilen – denn wir waren alle beseelt und begeistert von dem Erlebnis.

 

Essbarer Tiergarten, Kunstpark und Ideenfriedhof

Schaut dem Essen in die Augen – Die Freude muss gebrochen werden: Von der spannenden Führung und der schieren Fülle an Kreativität beseelt und inspiriert, ging es anschließend in Zotters „Essbaren Tiergarten“. Allein bei der Bezeichnung mussten wir stutzen. Der Essbare Tiergarten ist ein weitläufiger Bio-Erlebnispark, indem gezeigt wird wie echte Bio-Landwirtschaft funktioniert und gelebt wird. Auf dem Gelände leben nicht nur gefährdete (Nutz)Tierrassen, die in großzügigen Gehegen artgerecht gehalten werden und in „essbar“ und „nicht essbar“ unterteilt sind. Man findet auch überall regionale Obst- und Gemüsesorten, die wunderbar gedeihen, einen angeschlossenen Kunstpark und einen Ideenfriedhof, auf dem Schoko-Grabsteine an Ideen und Schokosorten erinnern, die es nicht mehr gibt.

 

Wir leben in Kreisläufen und können nur gemeinsam mit Respekt und Verantwortung die Natur, die Menschen und die Artenvielfalt schützen und die Veränderung sein, die wir uns wünschen.

Zotter-Unternehmensphilosophie

 

Der Tiergarten ist der erste seiner Art: In der angeschlossenen Gastronomie gibt es Fleisch und Produkte vom eben gesehen Tier. Eine echte Bio-Wirtschaft. Es wird gegessen, was auf der Weide steht. Alles ist selbst gemacht, frisch und regional verarbeitet in der hauseigenen Fleischwerkstatt. Es war immer Josef Zotters Traum, sich selbst versorgen zu können und autark zu sein. Mit dem Essbaren Tiergarten hat er seinen Traum verwirklicht. Hier kann man wirklich den ganzen Tag verbringen, ein echtes Highlight für die Region.

Nach dem Mittagessen in Zotter’s „Hof Grill“, wo genau das gegrillt wird, was wir vorher auf der Weide gesehen hatten, kam unser Zotter-Erlebnis langsam zum Ende. Josef Zotter zeigte sich auch zum Abschied sehr nahbar, verabschiedete sich von allen Tour-Teilnehmern persönlich und nahm sich extra Zeit für Fotos und kleine Plaudereien.

 

The Cheese Artist – facettenreiche Käsekunst

 

 

Nach Zotters Schokoladenwelt war dann alles Käse – und zwar in höchster Kunstform. Die Fromagerie zu Riegersburg ist Österreichs führende Manufaktur für Käsekunst und -veredelung. Hier verschmelzen Qualität und Kreativität mit traditionellem Handwerk. In der idyllischen Umgebung, mit Blick auf die Riegersburg, reifen hier eine Vielzahl individuell veredelter Käsesorten heran.

Bernhard Gruber, der Cheese-Artist hinter diesen Meisterwerken, ist ein gebürtiger Salzburger, Koch und ausgebildeter Käsesommelier. Der „Meister der tausend Käsesorten“ kreiert ganz besondere Käsesorten mit hochwertiger, silofreier Milch von Kühen, Ziegen und Schafen aus der Region. Die ausgewählten Veredelungszutaten stammen, nach Möglichkeit, ebenfalls aus der Region und bieten den puren aromatischen Geschmack ohne Zusatz- oder Hilfsstoffe. Jedes Stück, das hier entsteht, ist ein Unikat, das auch nach persönlichen Vorlieben kreiert werden kann. So konnten wir bei der Verkostung auch einen Blauschimmelkäse mit Zotter-Schokolade probieren.

Eine Verkostung von Schokolade und Käse ist ein ungewöhnliches, aber faszinierendes Erlebnis, das die Geschmackssinne auf eine neue Reise mitnimmt. Beide Lebensmittel haben eine erstaunliche Vielfalt an Aromen, Texturen und Charaktereigenschaften, die sich perfekt ergänzen können, wenn sie richtig kombiniert werden. Lassen auch Sie sich von dieser beeindruckenden Geschmackssymbiose begeistern bei unserem Tasting-Event „Schokolade & Käse“ in der CAMONDAS & Friends Veranstaltungsreihe. 

(W)Einsicht beim Weingut Buschenschank Bernhart

 

 

Bei einer persönlich geführten Tour konnten wir den Weg vom Rebstock über den Weinkeller bis in die Flasche erkunden und mit allen Sinnen in die Faszination Wein erleben. Im Schauweingarten bekamen wir ein Gefühl für echte Handarbeit und im Aroma-Kräutergarten lernten wir typische Wein-Bouquets kennen. Im atmosphärischen Weinkeller durften wir zum Schluss sieben tolle Weine verkosten. Nach einem gemeinsamen Abendessen ging es für uns zurück zum Hotel.

 

Süßer Abschluss mit „Einfach FITZ“

 

 

An unserem letzten Ausflugstag besuchten wir die „Einfach FITZ GmbH“. Die Zuckerbäckerei und Konditorei wird mittlerweile in der 5. Generation von Konditormeister und Visionär Dominik Fitz geführt. Bereits seit 1905 steht der Name Fitz in der Steiermark für Qualität und regionalen, süßen Genuss. Angefangen als Lebzelterei entwickelte sich der Familienbetrieb über die Jahre hinweg zu einer Ideenschmiede für kreative Patisserie. Dominik wurde 2013 als Patissier des Jahres ausgezeichnet und seitdem ergattert er mit seiner süßen Ideenschmiede einen Preis nach dem anderen. Auch wir durften uns von seinen leckeren Törtchen und Patissierie-Kreationen in der Show-Produktion begeistern lassen, bei einer geführten Tour durch die erste süße Gläserne Manufaktur.

 

Fazit: Eine gelungene Genuss-Reise, die das Erleben der Marke möglich macht

Meine persönlichen Highlights der Tour waren ganz klar die Zotter Erlebniswelt und die Gölles Manufaktur für Essig und Obstbrände. Bei beiden Unternehmen war die Liebe zum Detail und ein klarer Naturbezug überall sichtbar – ob beim Thema Nachhaltigkeit oder bei der Raumdekoration, das fand ich wirklich beeindruckend.

In jedem Fall ist die Steiermark, mehr als zuvor, eine Reise wert und die Organisation des CdC war einsame Spitze. Ich freue mich schon auf die nächste Tour diesen Sommer.